Research Market strategy
By Swissquote Analysts
Themes Trading

Was hat es mit all dem Trubel um ESG auf sich?

By Peter Rosenstreich
Published on

Related theme

ESG-Fonds dürften herkömmliche Fonds bis 2025 überholen und sollten Prognosen zufolge ihren Anteil am europäischen Fondsmarkt auf 41% erhöhen und die Vermögenswerte dürften um 3,8 Bio. steigen. Das klingt vielversprechend und Sie möchten sich der Sache anschliessen, ohne aber die Besonderheiten zu kennen? Schauen wir uns das Thema im Detail an.

ESG steht für Environmental, Social and Governance (Umwelt, Soziales und Governance).

Es gibt viele verschiedene Definitionen für einen ESG-Fonds, aber einfach gesagt, handelt es sich um Fonds, die auf Grundlage der Umwelt-, Sozial- und Governance-Grundsätze eines Unternehmens ihre Investitionen tätigen. Es geht darum, Unternehmen zu unterstützen, die umsichtig handeln und ihre Anlagen mit einem guten Gewissen tätigen. Sie können sehen, wie Ihr Portfolio sprunghaft steigt und nachts beruhigt schlafen, da Sie wissen, dass Ihre Anlagen im Einklang mit Ihren Überzeugungen getätigt werden.

ESG-orientierte Anlagen waren 2020 der Liebling der Wall Street und die Anleger haben während der COVID-19-Pandemie Rekordbeträge in nachhaltige Anlagefonds gesteckt. Es ist typisch, dass Menschen zu harten Zeiten weniger für Luxusgüter ausgeben, und dieser Anstieg bei ESG zeigt, dass die Wahrnehmung um nachhaltige Anlagen nichts ist, was einem ein warmes, flauschiges Gefühl verleiht, sondern eine Notwendigkeit und der Weg der Zukunft.

In der Vergangenheit basierten die Anlageempfehlungen auf den Jahresabschlüssen der Unternehmen, Einkommen, Betriebsmargen und Schuldenniveaus wurden ganz genau studiert. Die Unternehmen wurden alleinig anhand ihres Ergebnisses beurteilt und fragwürdiges Verhalten und negative Auswirkungen wurden bequem ignoriert. Die Einführung der ESG-Scores um 2000 hat die Welt nicht gerade im Sturm erobert – das Feuer hat sich eher langsam entzündet und sich dann zu einer leidenschaftlichen Affäre entwickelt. Um es ganz klar zu machen schauen wir uns die Zahlen an: Zwischen April und Juni dieses Jahres konnten ESG-Fonds global Nettozuflüsse von 71,1 Mrd. USD verbuchen. Der Betrag der neu investierten Gelder ist höher als der der Bewegungen aus den letzten fünf Jahren insgesamt. So heiss ist die Sache.

ESG-orientierte Fonds basieren ihren Anlagen in Unternehmen, bei denen es um mehr geht als nur um Gewinn zu machen. Das sind Unternehmen, die sich auf das Gemeinwohl konzentrieren. Sie verpflichten sich, sowohl dort, wo sie tätig sind, als auch global, positive Auswirkungen zu haben.

Früher konnten Anleger mit einem guten Gewissen schlafen, wenn sie Investitionen aus ihren Anlagestrategien ausgeschlossen haben. Eine Möglichkeit war beispielsweise, nicht in Länder zu investieren, in denen humanitäre Krisen anhielten. Unternehmen, die Waffen oder Tabak produzieren, oder auch der Glückspiel- oder Ölsektor sind Bereiche, bei denen viele Anleger die Grenze setzen. Der Prozess war klar aber nicht unbedingt aufschlussreich. Und genau das ist es, was ESG auszeichnet. Die Analyse ist granular und berücksichtigt Kriterien wie:

• Wie wirkt sich das Geschäft des Unternehmens auf die Umwelt aus?
• Was unternimmt das Unternehmen, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern?
• Unterstützt das Geschäftsmodell die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz?
• Bekämpft das Unternehmen pro-aktiv die Korruption von Unternehmen?
• Wie werden die Risiken der Korruption gesenkt?

Die Faktoren können kombiniert werden. Ein ESG-Portfolio könnte zum Beispiel Unternehmen mit niedrigen Umwelt-Scores halten, die aber hohe Governance-Scores haben, und es ist einfach für einen Anleger, diese Zahlen aufzuschlüsseln, um klar zu verstehen, was das Unternehmen unterstützt und auch die involvierten Risiken zu verstehen. Die Anleger können dann auf der Grundlage, was ihnen persönlich am wichtigsten ist und was mit ihren Werten harmoniert, fundierte Entscheidungen treffen.

Und wenn wir zu den Dollarzahlen zurückgehen, so zeigt die Research, dass Unternehmen mit soliden ESG-orientierten Praktiken höhere Überrenditen generieren. Nach dem Erfolg, den diese Werte 2020 haben, scheinen ihnen kaum Grenzen gesetzt zu sein.