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Beschleunigter Ausbau der Ladenetzwerke zur Förderung der Elektroautos

By Mathieu VILLARD
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Der Absatz von Elektroautos nimmt in ganz Europa zu. Die Zahlen deuten auf ein beeindruckendes Wachstum hin. Jetzt schaffen die neuen Vorschriften der Europäischen Kommission bessere Bedingungen, denn sie schreiben den Ausbau der Infrastruktur und die Unterstützung der Hersteller vor.

Laut European Automobile Manufacturers Association (ACEA) entfielen 2019 nur 1.9 Prozent der in der EU zugelassenen Autos auf voll batteriebetriebene Wagen. 2021 stieg der Anteil auf 9.1 Prozent und 2022 auf 12.1 Prozent. Im 1. Quartal 2023 waren es europaweit bereits 13.4 Prozent der Neuzulassungen.

Die Analyse auf einer allgemeineren Ebene weist auf die gleiche Vorliebe für E-Mobilität hin: Die Gruppe der APV oder alternativ betriebenen Fahrzeuge umfasst reine Elektroautos sowie Plug-in- und Non-Plug-in-Hybridfahrzeuge. Auf diese brandneue Kategorie entfiel im letzten Quartal 2022 mehr als die Hälfte des EU-Automarktes mit insgesamt 1.3 Millionen Zulassungen. Es war auch das erste Mal, dass die Anzahl der APV jene der Autos mit Verbrennungsmotoren überstiegen.

Temposchwellen bremsen das rasante Wachstum

Zunächst einmal macht der hohe Preis Elektroautos für viele Europäer unerschwinglich. Wagen mit Verbrennungsmotoren sind günstiger und deshalb praktischer. Die Hersteller dürften jedoch bereits 2025 in der Lage sein, Verbrenner und Elektroautos zu vergleichbaren Preisen herzustellen. Dazu tragen beispielsweise staatliche Subventionen, Skaleneffekte im Zusammenhang mit der Steigerung der Produktion und weltweit sinkende Preise für Lithium und weitere Akku-Bestandteile bei. Es gibt auch einen harten Wettbewerb, insbesondere aus China, der die Preise nach unten drückt.

Das zweite Problem sind Ladestationen. ACEA zufolge ist Reichweitenangst – die Sorge, die Batterie würde nicht bis zum Ende der Fahrt durchhalten – die grösste Hürde für den Verkauf von Elektroautos in Europa. Zwischen 2016 und 2022 wurden dreimal mehr Elektroautos zugelassen als es Ladestationen gab. Reichweitenangst könnte sehr wohl auf unzureichender Ladeinfrastruktur beruhen. Bis das Problem behoben ist, dürften die Begeisterung für Elektroautos gedämpft bleiben.

Wie will die EU Verbrenner verbieten?

Im März 2023 billigte die Europäische Kommission das Fit for 55 Paket. Die Vorschläge zur Aktualisierung der EU-Gesetzgebung und zur Einführung neuer Initiativen sollen der EU helfen, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu reduzieren.

Die überarbeiteten und neuen Richtlinien bestimmen Vorgaben für Elektrosäulen und Wasserstofftankstellen. Auch muss für jedes Elektroauto in einem EU-Mitgliedstaat eine Leistung von mindestens 1.3 Kilowatt an einem öffentlich zugänglichen Ladegerät bereitgestellt werden. Darüber hinaus sollte ab 2025 alle 60 Kilometer im europaweiten Strassennetz eine Schnellladestation mit einer Gesamtkapazität von mindestens 150 Kilowatt installiert sein.

Diese Veränderungen sind für die Dekarbonisierung, die Fortschritte des ehrgeizigen Klimaplans der EU und die EU-weite Klimaneutralität bis 2050 wesentlich. Mit Fit for 55 könnte Europa zum weltweit führenden Akteur der Klimapolitik aufsteigen. Die EU-Mitgliedsstaaten bauen bereits mehr als ein Viertel der Elektrofahrzeuge der Welt und importieren jährlich Millionen von Fahrzeugen. Wenn die Preise weiter nach unten tendieren und die Infrastruktur besser ausgebaut wird, dürfte die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen massiv steigen, Arbeitsplätze schaffen und die klimapolitischen Ziele fördern.

Die Richtlinien der Europäischen Kommission schaffen die Grundlage für die weitere Dekarbonisierung und sorgen für eine nachhaltige Zukunft. Jetzt liegt es an den Mitgliedsstaaten, die Bewegung zu unterstützen und die entsprechenden Gesetze zu erlassen, ohne den Fuss vom Pedal zu nehmen.