Research Market strategy
By Swissquote Analysts
Themes Trading

Inflationssituation: US-Verbrauchernachfrage treibt die Preise in schwindelnde Höhen

By Nadine PEREIRA
Published on

Related theme

Als die erste Covid-19-Welle im letzten Frühjahr in den USA mehr als 20 Millionen Arbeitsplätze vernichtete, geriet das Land in seine schlimmste Rezession. Es war auch die kürzeste Rezession in der Geschichte, und durch das staatliche Konjunkturpaket von rund USD 6 Billionen wurde die komfortablere Ausstattung des eigenen Heims zur neuen Lieblingsbeschäftigung der Amerikaner im Lockdown, die keine anderen Möglichkeiten hatten, als zu Hause zu bleiben.

Die Konsumausgaben für Güter lagen im August 2021 um fast 26 % höher als im Januar 2019, und das verfügbare Angebot war nicht annähernd gross genug, um diese gestiegene Nachfrage zu decken. Die anhaltenden Lockdowns in Asien, der Arbeitskräftemangel und fast keine Notfallpläne für die durch die globale Pandemie ausgelöste Störung des Handels führten dazu, dass die Hersteller nicht in der Lage waren, genügend Waren auszuliefern, um die Einkaufswägen zu füllen.

Das Ungleichgewicht löste eine Preiserhöhung aus, die Ende 2020 als langsames Brennen begann und sich Mitte 2021 zu einem Grossbrand entwickelte. Der US-Verbraucherpreisindex stieg im Februar um 1,7 % und im Mai um ganze 5 %. Bei diesem stärksten Anstieg innerhalb von 12 Monaten seit 1990 kletterten die Verbraucherpreise im Oktober um 6,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Inflation scheint so ansteckend zu sein wie die Omicron-Variante und sie betrifft fast jeden Sektor der US-Wirtschaft, von Energie über Gebrauchtwagen bis hin zu Nahrungsmitteln und Bekleidung. Hier eine Aufschlüsselung:

Energie
Strom und Versorgungsleistungen sind in diesem Jahr um 30 % gestiegen, eine Gallone Benzin kostete 49,6 % mehr als vor einem Jahr und Heizöl verteuerte sich im laufenden Jahr um 59,1 %, was wahrscheinlich Auswirkungen auf die Heizkosten in der Wintersaison haben wird.

Gebrauchtwagen
Der Preis für gebrauchte Pkws und Lkws zog im letzten Jahr um 26,4 % an, was vermutlich durch den pandemiebedingten globalen Mangel an Halbleiterchips ausgelöst wurde.

Lebensmittel
Insgesamt stieg der Nahrungsmittelindex im letzten Jahr um 5,3 %, wobei Fleisch und tierische Lebensmittel am stärksten betroffen waren. Die Kategorie Fleisch, Fisch, Geflügel und Eier legte 11,9 % zu, Rindfleisch 20,1 % und Schweinefleisch 14,1 %.

Miete
Die nicht verhandelbaren Kosten, um ein Dach über dem Kopf zu behalten, erhöhten sich im Jahresverlauf um 3,5 %.

Die Inflationssituation in den USA vermittelt zwar ein düsteres Bild, doch ist das Land kein Einzelfall. Die Nachwirkungen der Pandemie sind weltweit zu spüren.

Die 19 Mitglieder der Eurozone verzeichneten im November einen Inflationsanstieg auf 4,9 %, der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1997. Frankreichs Inflationsschub von 3,4 % war der höchste seit zehn Jahren, und die in Deutschland in die Höhe schnellenden Preise trieben die Inflationsrate auf 6 % - ihr höchster Stand seit 1992.

Der Anstieg der Energiepreise im November von 27,4 % gegenüber dem Vorjahr war der grösste Inflationstreiber in den 19 Ländern des Blocks und die Preise für Nahrungsmittel, Dienstleistungen und Waren stiegen schneller als das Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent.