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Inflation, der Blasen-Killer

By Peter Rosenstreich
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Wenn Sie nach einem Katalysator suchen, der den Optimismus am Aktienmarkt zunichte machen könnte, müssen Sie nur auf die Fed und ihr Inflationsmanagement schauen. Lassen wir die Pandemie und die Politik einmal beiseite, denn am Ende fordert das duale Mandat der Fed Preisstabilität. Wenn die Inflation zu hoch wird muss die Fed die «Punchschüssel» wegräumen.

Alle Warnzeichen, dass sich die Vereinigten Staaten auf eine hohe Inflation vorbereiten sollte sind da – aber die Inflation selbst ist nirgendwo zu sehen.

Alles scheint auf eine hohe Inflation hinzuweisen. Die jüngsten Wirtschaftsdaten haben gezeigt, dass die Unternehmen die Preise nach der Pandemie erhöhen und den Anstieg auf die Verbraucher umlegen wollen, und verräterische Preisbewegungen am Anleihenmarkt deuten an, dass die Anleger von einem Anstieg der Verbraucherpreisinflation (VPI) ausgehen.

Derzeit haben wir allerdings weder in den Vereinigten Staaten noch in einer der anderen wichtigen Wirtschaften einen wesentlichen VPI-Anstieg gesehen. In der Tat zeigen die jüngsten Daten vom Dezember 2020 einen moderaten Anstieg für Waren und Dienstleistungen in den Vereinigten Staaten von 1,4 %. Mitarbeiter der Federal Reserve behaupteten, dass die niedrige Inflation möglicherweise mehr schadet als drastische Preiserhöhungen, da sie ein Kennzeichen für eine unter Druck stehende und stagnierende Wirtschaft sind.

Die v-förmige Erholung in den USA dürfte von einer bitter nötigen Starthilfe profitieren, da die Biden-Regierung mit einem Konjunkturpaket in Höhe von 1,9 Bio. USD und einer schnellen Einführung der COVID-19-Impfung das Vertrauen der Amerikaner gewinnen will. Eine plötzliche Verbrauchernachfrage wird zu Aufwärtspreisdruck führen, da die Gesellschaften und Unternehmen versuchen, die Verluste, die sie während der Pandemie erfahren haben, wiedergutzumachen.

Aktuell dürften die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Inflation allerdings die langjährige Politik der Fed nicht ändern. Ein moderater Anstieg zeigt, dass sich Wachstum und Wirtschaft erholen. Die Herausforderung bleibt weiter, eine Inflation von 2% zu erreichen und zu halten, aber diese Zahl nicht viel zu überschreiten, mit stabilen Preisen, einer maximalen Leistung und Vollbeschäftigung.

Die Frage bleibt: warum sind die Grossanleger nervös, während die Fed cool zu bleiben scheint? Dies erklärt sich teilweise durch das Vertrauen der Fed in ihre angepasste Strategie, die im 3. Quartal 2020 eingeführt wurde. Neue flexible durchschnittliche Inflationsziele sollen die Zinsen länger niedrig halten, indem sie die höhere Inflation absorbieren, auch wenn sich die Arbeitslosigkeit erholt und somit stetig die Wirtschaft stimulieren.

Die Fed wird eine Straffung so lange wie möglich aufschieben. Aber wenn die Inflation zu sehr steigt wird sie handeln müssen.
Fed-Chef Jerome Powell erkannte an, dass die Wirtschaft in den kommenden Wochen unter Preisdruck stehen könnte, vielleicht aufgrund der steigenden Energieausgaben und auch den Ausgaben im Rahmen der massiven Unterstützungsmassnahmen, die nötig waren, um die USA durch die Coronaviruskrise zu bringen. Es zeigte sich, dass zu viele plötzliche Ausgaben einen vorübergehenden, aber starken Anstieg der Inflation auslösen.
Aktuell ist das Risiko eines «Taper Tantrums» – ein fantastischer Ausdruck, der 2013 entstanden ist, nachdem die Renditen der US-Staatsanleihen panisch angestiegen sind – niedrig, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht wachsam bleiben sollten. Die Fed hat öffentlich beteuert, dass die ultralockere Geldpolitik der Zentralbank nicht angepasst werden wird, einschliesslich ihres massiven Anleihenkaufprogramms in Höhe von 120 Mrd. USD pro Monat, bis ein wesentlicher Fortschritt bei ihren Zielen einer Vollbeschäftigung und einer Inflation von 2% offensichtlich ist.
Da Aktien und risikoreiche Anlagen Allzeithochs erreicht haben, sieht die Realität so aus, dass Anleger, die nach einer Korrektur am Aktienmarkt suchen, nicht weiter schauen müssen als auf die Zentralbanken. Das Sprichwort behält unserer Meinung nach weiter an Gültigkeit: Bullenmärkte sterben nicht aufgrund eines hohen Alters, sondern werden vielmehr von der Federal Reserve getötet.
In der Vergangenheit hat die schrittweise Zinserhöhung durch die Fed nicht zu Panik geführt – vor allem, wenn andere Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan weiter auf eine lockere Geldpolitik setzen. Aber der allgemeine Konsens ist, dass Anlagen nicht deutlich wertvoller werden, als sie das vorher waren, wenn man die Zinsen auf null herunterfährt. Besonders mit dem Druck auf die wirtschaftliche Aktivität und Erträgen, die den erwarteten Multiplen von heute gerecht werden sollen.
Wenn die Forward-Kurve der Anleihenmärkte richtig ist, können wir davon ausgehen, dass die Fed und andere Zentralbanken in 9 bis 12 Monaten damit anfangen werden, ihre Geldpolitik neu zu bewerten.
Wenn man auf 2016 zurückblickt, so sollten kluge Anleger eher im Auge behalten, was die Währungshüter – einschliesslich der Fed – tun, als was sie sagen.