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Mit den schrittweisen Wiedereröffnungen treten veränderte Essgewohnheiten zutage

By Vincent MIVELAZ
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Der Sommer steht vor der Tür und verheisst Aussichten auf ein Anspringen der Konjunktur, nachdem die Länder die Beschränkungen für Freizeitaktivitäten und Zusammenkünfte lockern. Nach der langen Zeit der Schliessungen und der sozialen Isolation ist die Vorfreude auf die Saison vielleicht grösser denn je. So könnte die Wiedereröffnung der Terrassen und Restaurants zu keinem besseren Zeitpunkt kommen.

Die erfolgreichen Durchführungen der Impfungen verändern die Einstellung zu COVID-19 und auch zu der Art und Weise, wie viele Länder die Verbreitung des Virus erfassen. In den entwickelten Volkswirtschaften wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bei der Trendbeobachtung nun der Anteil der geimpften Personen stärker verfolgt, und nicht mehr die täglichen Ansteckungszahlen.

Dabei ist es unvermeidlich, dass der Prozess der Wiedereröffnung wahrscheinlich durch strukturelle Anpassungen erschwert wird, die aber erforderlich sind, um die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Gastronomie und das nach wie vor hohe Angebot auszugleichen. Die verschärften Arbeitsbedingungen in diesem Sektor haben dazu geführt, dass geeignete Mitarbeiter nach anderen Arbeitsmöglichkeiten Ausschau halten, um ein stabiles Arbeitsverhältnis und Einkommen zu erreichen.

Die Wiedereröffnung im Gastrobereich löst Begeisterung aus, und verschiedene Akteure leiten viele positive Aspekte aus dieser Entwicklung ab. Vielen Verbrauchern ist die Bedeutung der Unterstützung von kleinen Unternehmen bewusst geworden, sodass sie nun die Möglichkeit haben, dies auch tun zu können. Nachdem es möglich ist, Bestellungen direkt über die eigene Plattform eines Restaurants aufzugeben, wird die Nutzung von Online-Lieferdiensten vermutlich zurückgehen. Dies ist ein grosser Schritt auf dem Weg zur lang ersehnten Rückkehr in die Normalität.

Hinzu kommt eine seismische Verschiebung im Konsum, da die während des Lockdowns versuchsweise gewählten veganen und vegetarischen Ernährungsformen zur Norm geworden sind. In Anerkennung dessen nehmen viele Restaurants Anpassungen ihrer Speisekarten vor, wenngleich nicht mit kompletten vegetarischen Menüs, so doch mit speziellen Wahlmöglichkeiten oder einem „flexitarischen“ Konzept.

Wie bei jedem umwälzenden Trend haben namhafte Analysten und renommierte Firmen mit einem aktiven Interesse an diesem Sektor den Beitrag des Veganismus zum Markt bereits bewertet. Allein im Vereinigten Königreich wurden laut der britischen Anwaltskanzlei EMW im Jahr 2020 insgesamt 70 Marken mit Vegan-Bezug angemeldet. Das ist die zweithöchste Anzahl an vegan-relevanten Marken seit 2019, als 92 registriert wurden. Dies verdeutlicht die klare Akzeptanz von veganen Produkten und weist darauf hin, dass es sich um die nächste grosse Brancheninnovation in der Gastrobranche handeln könnte.

Ein ähnlicher Trend wurde in den Vereinigten Staaten beobachtet, wo sich die Wachstumsrate des Marktes für pflanzliche Ernährungsweisen im letzten Jahr mit 27 % mehr als verdoppelt hat und nun eine Bewertung von 7 Milliarden US-Dollar aufweist. Schätzungsweise 57 % der US-Verbraucher geben pflanzlichen Erzeugnissen inzwischen den Vorzug vor tierischen Produkten.

Unternehmen wie Else Nutrition, Beyond Meat und alle grossen Akteure des Fast-Food-Sektors beschleunigen ihre F&E-Programme und formieren neue Teams von Ernährungswissenschaftlern, von denen man erwartet, dass sie eine ganz neue Palette an Portfolios von geistigem Eigentum hervorbringen werden. Gleichzeitig wird für die kommenden sieben Jahre ein CAGR von 24 % für den Sektor angenommen, was einem geschätzten Wachstum des Marktes um das Fünffache entsprechen würde.

In dieser Hinsicht bietet das in Israel ansässige Unternehmen Else Nutrition (BABY), ein junger Akteur im Bereich der pflanzlichen Ernährung, attraktive Chancen, nicht nur im Hinblick auf die technische Kursentwicklung, sondern auch, weil es eine Spezialnische mit Produkten auf pflanzlicher Basis für Menschen jeden Alters, vom Kleinkind bis zum Erwachsenen, bedient. Im vergangenen Jahr meldete das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 165 % für das Geschäftsjahr 2020 - ein Trend, der sich mit der Integration neuer Vertriebskanäle sowohl im Einzelhandel als auch im Online-Versand noch beschleunigen dürfte. Kürzlich bekannt gegebene Partnerschaften mit Sprouts Farmers Market, Big-Y, Amazon und iHerb unterstreichen, dass weiteres Wachstum in Sicht ist.

Das Online-Geschäftsmodell des Unternehmens sieht vielversprechend aus, da für die erste Entwicklungsphase eine Verdoppelung des Umsatzes alle 3-4 Monate erwartet wird. Dies gründet sich auf die bereits bestehende Markentreue und die effektiven Wiederholungsumsätze in den wenigen Monaten, in denen die Produkte des Unternehmens online verfügbar waren.

Nachdem nun die Verbraucher wieder zurückkommen und ihre gesunden Lebensgewohnheiten mitbringen und die Wirtschaft den Wandel antizipiert, ist der Vegetarismus eine sichere Wette für mittelfristige Investitionen.