Research Market strategy
By Swissquote Analysts
Themes Trading

Auswirkungen des Coronavirus

By Peter Rosenstreich
Published on

Das chinesische Coronavirus belastet die Finanzmärkte, da das sich schnell ausbreitende Virus zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Newsletters bereits tausende Menschen befallen und mehr als 100 Menschen auf dem chinesischen Festland das Leben gekostet hat.

Das Virus ist vielen nicht so unbekannt. Aus deselben Familie hatte vor 17 Jahren bereits das Schwere Akute Respiratorische Syndrom oder SARS China getroffen und damals rund 800 Menschen getötet. Laut der Weltgesundheitsorganisation sehen wir heute eine neue Form des Coronavirus, nCoV, die zu Symptomen wie bei einer üblichen Erkältung bis hin zu schwereren Krankheiten wie Lungenentzündung, SARS, Nierenversagen oder sogar dem Tod führen kann.

China und andere Länder haben extreme Massnahmen ergriffen, um das Virus einzudämmen. Mindestens 50 Mio. Menschen in siebzehn Städten auf dem chinesischen Festland sind in Quarantäne, der Strassen- und Schienenverkehr in und aus wichtigen Städten wie Peking und Shanghai ist eingeschränkt. Alle Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr wurden abgesagt und die Pause zum chinesischen Neujahr wurde bis zum 10. Februar und in manchen Fällen sogar noch länger verlängert. Internationale Messen wurden auf Juni oder noch später verschoben. Das Land läuft seit Wochen mit deutlich niedrigerer Geschwindigkeit und die Anleger machen sich Sorgen, dass die Verlangsamung die Wirtschaftsdaten stark belasten könnte, genau nach der Unterzeichnung des Phase-1-Abkommens mit den USA, das dem Markt etwas Luft hätte geben sollen und nicht genau das Gegenteil.

Aktuell weiss keiner, wie schnell und wie weit da Virus sich ausbreiten wird. Was wir wissen, ist dass das Coronavirus bestimmte Auswirkungen auf die chinesische und globale Wirtschaft haben wird. Neben hunderten betroffenen Personen dürften die Kosten des Coronavirus in China und darüber hinaus Milliarden von US-Dollar erreichen. Allein in Australien dürfte das Coronavirus das BIP um 2,3 Mrd. Dollar und das Äquivalent von 20.000 Vollzeitstellen senken.

Auch wenn die Märkte anscheinend langsam wieder zur Besinnung kommen, werden die meisten Sektoren wohl weiter die Auswirkungen einer deutlichen Verlangsamung in China spüren. In der Vergangenheit haben ähnliche Ereignisse wie der Ausbruch des H1N1- und Ebola-Virus zu einer ähnlich geringen Aktivität an den Finanzmärkten geführt, die bis zu 50 Handelstage angehalten hat.

Aber man sollte erwähnen, dass nicht alle Sektoren gleichermassen betroffen sind. Verständlicherweise sind einige Sektoren wie Energie, Bergbau, Tourismus und Reisen stark eingebrochen, da Sorgen aufkamen, dass die globale Nachfrage auf unbestimmte Zeit stark zurückgehen würde. Die europäischen Luxusaktien gingen baden; der chinesische Verbraucherliebling LVMH verlor seit Mitte Januar 8% und Hermes gab im selben Zeitraum mehr als 6% ab.

Andere Sektoren wie Technologie und Immobilien hielten hingegen den globalen Belastungen stand und eine Reihe an Aktien zeigte während des Coronavirus-Abverkaufs eine Outperformance. Unter anderem stiegen die Aktienkurse von Gesichtsmaskenherstellern exponentiell, während Aktien von Unternehmen, die in den Bereichen Pharma und Biotechnologie tätig sind, sich erholten, da in diese Unternehmen in der Hoffnung, dass eine Impfung gefunden werden kann, um den tödlichen Virus zu besiegen und der Umsatz steigen wird, Kapital floss.

Der SARS-Ausbruch 2003 belastete die Währungsmärkte nicht. Der Hauptgrund dafür war jedoch, dass China und Hongkong einen geringeren Anteil des globalen BIPs repräsentierten: 2003 stellten sie zusammen rund 4% des globalen BIPs, 2019 lag diese Zahl näher an 18%. Diesmal werden die Auswirkungen auf die globale Nachfrage wahrscheinlich wesentlich sein und die Märkte haben das bereits gemerkt. Nach der Rezession 2001 konzentrierten sich die Märkte eher auf die allgemeine Konjunkturerholung. Dieses Mal überwachen die Märkte vorsichtig die Verlangsamung im Spätzyklus (mit einem chinesischen BIP für das 4. Quartal, das an der Schwelle von 6,0% balanciert) und die Erwartungen an eine Reflation sowie die Nachfragestörungen. Zudem war man davon ausgegangen, dass die Dienstleistungen sowohl in Asien als auch weltweit der Katalysator für eine leichte Konjunkturverbesserung sein werden. Die Wachstums- und Inflationserwartungen haben sich stabilisiert und die Anleger sind was die Marktbedingungen angeht weniger pessimistisch. Und daher kommen die Schäden.

Da sich zunehmend globale Nachrichten um den eskalierenden Coronavirus-Ausbruch breit machen und die Fundamentaldaten schlechter werden, werden die Währungen weiter reagieren. Die erste Währungsauswirkung, die man sah, war die Aufwertung des CHF. Wie üblich zog der CHF die Gelder der Anleger in sichere Häfen an, insbesondere, weil er weg vom „Nullpunkt“ ist (was für den JPY nicht zutrifft). Der CHF sollte mit Ausbreitung des Virus weiter aufgewertet werden, auch wenn SNB-Chef Jordan der Meinung ist, dass der CHF hoch bewertet sei. Die Erwartungen, dass die SNB intervenieren könnte, sind gesunken, nachdem die USA die Schweiz auf die Watchlist des US-Finanzministeriums gesetzt hat. Weitere anfällige Währungen sind der Singapur-Dollar und der thailändische Bath. Die Nähe der beiden Länder zu China, ihre Abhängigkeit vom Tourismus und der Spielraum für eine politische Reaktion (und die Tatsache, dass ihre Zentralbanken aktuell bereit zu einer Währungsabwertung sind) sind alles Signale, dass weitere Devisenverkäufe wahrscheinlich sind. Zudem war die Reaktion der Währungsbehörde in Singapur 2003, zuzulassen, dass der SDG schwächer wird, was uns einen Hinweis auf ihre wahrscheinliche Strategie gibt. Zuletzt dürfte der EUR wahrscheinlich aufgrund des allgemeineren Themas Brexit nicht betroffen sein. Die leichte Verbesserung der Stimmung im Euroraum und die möglichen Probleme mit dem Tourismus und der Produktion im Zusammenhang mit den asiatischen Lieferketten könnten dennoch zu einem Problem werden. Die Schwelle, dass die EZB weitere Lockerungsmassnahmen durchführt, bleibt jedoch hoch. Sieht man über die Währungen hinweg, so sollten Gold und Bitcoin weiter eine gute Nachfrage erfahren, da die Medien uns mit graphischen Bildern zur globalen Pandemie bombardieren.

Es ist wichtig, zu erwähnen, dass über 300 der globalen 500 Spitzenunternehmen in Wuhan in der Provinz Hubei präsent sind. Wuhan hat zehn Autofabriken wie zum Beispiel Honda, Renault und General Motors. Die Automobilbranche repräsentiert ca. 20% der Wirtschaft der Stadt und beschäftigt 200.000 Menschen direkt und mehr als ein Million Menschen indirekt. Die Fabriken rechnen im Allgemeinen eine Pause von zwei Wochen für die Feiertage zum chinesischen Neujahr ein, aber dieses Jahr wird es deutlich mehr sein. Der Stillstand an diesen wichtigen Lieferkettenumschlagplätzen wird globale Auswirkungen haben. Er wird nicht nur die globale Nachfrage mindern, sondern auch den Unternehmensumsatz/die Unternehmensgewinne fallen lassen.

Bei den Aktien wird das Coronavirus klar deutliche Belastungen erzeugen (beginnend in China/Hongkong bis hin zu den asiatischen Tigerstaaten). Da das Volumen wohl niedrig bleiben wird, sollten die westlichen Länder als eine Chance gesehen werden, da die Zentralbankpolitik unterstützend bleibt. Bei der Sitzung des Offenmarktausschusses in der letzten Woche zeigte sich Powell im Allgemeinen positiv zu den Wirtschaftsprognosen, erkannte jedoch an, dass Unsicherheiten zu den Prognosen bestehen bleiben würden, u.a. die im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus. Der aktuelle Ausschuss hat den Ruf, zu handeln, bevor harte Daten Realität geworden sind. Er hat die schnelle Ausbreitung des Virus und das damit verbundene Risiko für die globale Wirtschaft erkannt. Sollte sich die Situation verschlechtern, dürfte die Fed schnell damit beginnen, die Zinsen zu senken und die US-Indizes dürften wieder bullisch werden.

Die Rohölpreise sind am anfälligsten auf einen starken Rückzieher. Die jüngste Preisaufwertung lag teilweise an den Erwartungen, dass man möglicherweise Angebotsstörungen sehen könnte. Aber das Coronavirus hat die Nachfrage wieder ins Rampenlicht gerückt. Ängste, dass der Virus sich ausbreiten könnte, erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Nachfrageschocks. Die Brent-Öl-Preise sind zum ersten Mal seit November 2019 unter 60 USD pro Barrel gefallen. Selbst eine höhere Diskretion auf Angebotsseite und die Erwartung, dass das Produktionsabkommen der OPEC+ ausgeweitet werden wird, reichen nicht aus, die Bedenken der Anleger im Zusammenhang mit einem deutlichen Ölungleichgewicht zu zerstreuen (angetrieben durch das ständige Überangebot). Die schwache Ölnachfrage aus China und die bereits schwächeren PMI-Zahlen als erwartet würden das globale Ölnachfragewachstum unter Druck setzen. Das für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme Wetter in Europa und Nordamerika hat die Nachfrage nach Heizöl begrenzt, was das Ausmass der Nachfrageschwäche weiter verstärkt. Da sie sich nirgendwo verstecken können, dürften die integrierten Ölunternehmen ihre Prognosen sicherlich senken.

Das Biotech Revolution Portfolio von Swissquote, das in führende Pharmatitel aus der ganzen Welt investiert, die eine Marktkapitalisierung von mindestens 1 Mrd. USD haben, hat ein Sechsmonatshoch erreicht. Daher könnten die Biotech Revolution Aktien eine alternative Absicherung zu den typischen als sicherer Hafen geltenden Anlagen wie Gold, Staatsanleihen, dem Yen oder Schweizer Franken bieten, die vielleicht einen Teil ihres Aufwärtspotenzials bereits ausgeschöpft haben und eine gewisse Korrektur erfahren könnten, wenn sich die Aufregung gelegt hat.