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2022: Jahr der Dividende

By Peter Rosenstreich
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2022: Jahr der Dividende

Vor dem Hintergrund eines in nächster Zeit leicht höheren Gleichgewichtsniveaus der Inflation werden Dividendenerträge die rettenden Superhelden der langfristigen, ertragsorientierten Portfolios sein.

Die meisten Anleger und Marktexperten sind sich nicht voll und ganz über die Bedeutung der Dividenden für die Gesamtrenditen im Laufe der Zeit im Klaren. Selbst in den letzten drei Jahrzehnten – als die Märkte durch wachstumsorientierte Aktien Auftrieb erhielten – waren 52 % der Gesamtrendite im S&P 500 Index auf erhaltene und wiederangelegte Dividenden zurückzuführen.

Da die globalen Dividendenrenditen im Durchschnitt besser sind als die Anleiherenditen, sind wir als Experten der Meinung, dass Aktien einen grösseren Anteil an Portfolioerträgen erzielen können.

Wir unterstützen Aktien von Unternehmen, die im Laufe der Zeit ein konstantes Dividendenwachstum verzeichnen. Diese finden wir in den Sektoren Gesundheit, Basiskonsumgüter und Halbleiter. Diese Anlagen bieten nicht nur eine Rendite, sondern haben den breiteren Aktienmarkt häufig übertroffen.

Aktien für den Zugewinn

Viele Anleger verlassen sich in Zeiten der Marktvolatilität auf Anleihen, die für Stabilität und Renditen sorgen. Da sich die Zinssätze jedoch um die historischen Tiefstände herum bewegen, lohnt sich die allseits beliebte defensive Anlageklasse nicht, wenn es darum geht, nach Abzug der Inflation noch Renditen zu erzielen.

Negative Realzinsen, die auftreten, wenn die Inflationsrate höher ist als der nominale Zinssatz, waren selbst den ausgewogensten Portfolios abträglich. Es ist daher an der Zeit, nach kreativeren Lösungen zu suchen.

Aktien sind zwar volatiler als Anleihen, sie sind aber ein guter Plan B. Sie schütten stetige Erträge in Form von Dividenden aus und sind auch für die Erzielung von Kapitalzuwachs bekannt.

Jahrzehntelang lagen die Dividendenrenditen bei Aktien deutlich unter den Renditen von Investment-Grade-Anleihen. Das änderte sich jedoch nach der globalen Finanzkrise von 2007-2008, da die Zentralbanken die Anleihenrenditen ständig nach unten trieben. Heute bieten Aktien höhere Dividendenrenditen gegenüber Investment-Grade-Anleihen.

Verleihen Sie Ihrem Portfolio Auftrieb mit DRIP

Das englische Wörterbuch für Slangwörter, Urban Dictionary, und Investopedia haben unterschiedliche Definitionen von DRIP (die eine führt als Bedeutung „cool“ auf und die andere „Dividend Reinvestment Plan“, einen Plan für die Wiederanlage von Dividenden). Unserer Ansicht nach treffen beide Definitionen auf ein Portfolio zu, das durch kluge Schachzüge aufgewertet wird.

Es gibt keinen Zweifel, dass die Macht einer Wiederanlage von Dividenden unterschätzt wird, und ein wenig Planung kann viel bewirken. Der Weg zu höheren Renditen besteht darin, in einer ausgewählten Gruppe von Unternehmen zu investieren, die eine solide Erfolgsbilanz bei der Steigerung ihrer Dividenden vorweisen können.

Durch stetige Erhöhungen der Ausschüttungen an die Aktionäre im Laufe der Zeit – in Rezessions- wie auch in Expansionszeiten – zeigen diese Unternehmen ihr Engagement für Gewinnwachstum. Es deutet einiges darauf hin, dass diese dividendenstarken Unternehmen höhere Gesamtrenditen erzielen können. Tatsächlich hat sich in den letzten 30 Jahren eine Strategie der Anlage in dividendenstarken Unternehmen besser entwickelt als der S&P 500 Index und seine Value- und Wachstumsindizes.
Ausserhalb der USA gibt es zwar weniger historische Daten über dividendenstarke Unternehmen, doch glauben wir, dass dieselbe Strategie weltweit eine Outperformance erzielen kann. Dies liegt daran, dass die fundamentalen Triebkräfte, die den dauerhaft auf Divendenwachstum setzenden Unternehmen zugrunde liegen, über jede Region oder jeden Standort hinaus wirken.

Fokus auf Dividendenwachstum und nicht auf hohe Dividendenrenditen

Wenn es um Dividenden geht, spielt Grösse keine Rolle, wohl aber die Qualität. Unternehmen, die ihre Dividenden kontinuierlich steigern können, entwickeln sich in der Regel besser als solche mit unhaltbar hohen Ausschüttungen, die sie letztendlich aussetzen oder reduzieren müssen.

In den letzten 47 Jahren lag die Outperformance der dividendenstarken gegenüber den dividendenkürzenden Unternehmen bei über 3 % pro Jahr, wobei auch die Volatilität um 30 % niedriger war. Dieselben Unternehmen mit einem Rekorddividendenwachstum weisen häufig moderate Dividendenrenditen, Ausschüttungs- und Verschuldungsquoten auf. Dafür tendierten sie dazu, eine stärkere langfristige Performance zu erzielen als höher und niedriger rentierende Alternativen.

Im Gegensatz dazu werden bei Strategien, die auf hohe Dividendenrenditen setzen, häufig Renditen als Richtwerte angegeben, die den breiteren Markt um das Doppelte übersteigen, was für die Anleger attraktiv erscheinen kann. Diese höheren Renditen bedeuten jedoch erhebliche Risiken.

Unseres Erachtens weisen die Unternehmen mit den höchsten Nominalrenditen tatsächlich einen geringeren Cashflow, eine geringere Eigenkapitalrendite und eine höhere Verschuldungsquote auf. In diesen Fällen ist die sehr hohe Rendite ein Warnsignal, dass die Unternehmen einen unhaltbar hohen Anteil an Gewinnen als Dividenden ausschütten und dass die Anleger mit einer Senkung rechnen können.

Die Erzielung von Erträgen in Portfolios war selten schwieriger, und es scheint für die Anleger keine grosse Aussicht auf eine Entspannung der Lage zu bestehen. Die Zinsen könnten zwar gegenüber ihrem aktuellen Niveau steigen, doch wir erwarten keinen grossen Sprung. Die Renditen für Bargeld und viele Anleihen dürften gering bleiben. Wenn dies der Fall ist, werden Dividenden aus Aktien einen Teil der Erträge ersetzen, die nicht mehr mit Bargeld und Anleihen zu erzielen sind.