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Nachwehen aus dem Jahr 2020

By Peter Rosenstreich
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2020 testete den Mut von Regierungen, Gemeinschaften, Märkten und Personen und auch wenn 2021 drohend aufragt, wurde klar, dass die Märkte die Oberhand haben.

Die globalen Lockdowns führten zu einer starken Rezession und einem Rekordeinbruch der Aktienmärkte, nachdem dem Markt im März 2020 der Boden weggebrochen war.

Genauso schnell erholte er sich aber auch. Da zunächst für die nahe Zukunft keine Impfung in Sicht war, verteilten die Währungshüter eine Mischung aus geldpolitischen und steuerpolitischen Anreizen. Die Märkte erholten sich mit einer kühnen, v-förmigen Rallye.

Die Volatilität und Unvorhersehbarkeit von 2020 führen verständlicherweise dazu, dass die Anleger hinsichtlich 2021 etwas nervös sind. Allgemein gesehen wird die Wirtschaft in diesem neuen Jahr vor einigen echten Herausforderungen stehen, da die Geschwindigkeit der Konjunkturerholung abnimmt und der Glaube, dass die Impfung eine Wunderlösung bringen wird, zu Wohlbehagen führen. Die COVID-19-Fälle und die neuen, ansteckenderen Varianten führen zusammen dazu, dass die Infektionsraten weiter stark steigen. Als Folge dessen dürften die Konjunkturdaten zu Jahresbeginn wohl ungleichmässig sein.

Aber am Ende des Tunnels ist Licht. Mit der weltweiten Einführung der COVID-19-Impfung gehen wir davon aus, dass die Konjunktur durch weitere steuerliche Anreizmassnahmen weiter gestärkt wird und das Vertrauen der Anleger steigt.

Kurzfristig könnte die wirtschaftliche Aktivität gut erneut einbrechen, aber wichtiger sind die langfristig optimistischen Prognosen, die einen Anstieg des Wirtschafts- und Einkommenswachstums vorsehen. Diese positive Beurteilung basiert darauf, dass die erwarteten geldpolitischen und steuerlichen Unterstützungen zusammen mit dem Vertrieb der COVID-19-Impfung die angestaute Verbraucher- und Haushaltsnachfrage unterstützt.

Globale Erholung
Die aktuelle Situation ist ein gemischter Strauss. Die Genehmigung der verschiedenen Impfungen hat das Wirtschaftswachstum nach der Pandemie verbessert, aber der globale Anstieg der Fälle schadet den kurzfristigen Wachstumsprognosen.
Die grosse Antriebskraft für den Aktienmarkt war das ganze Jahr 2020 über die Geldpolitik der Zentralbank. Die zukunftsorientierten Preistendenzen des Marktes schafften für die Aktien eine Grundlage, um die durch die COVID-19-Pandemie verursachte Einkommenslücke überkommen zu können.
Die Steuerpakete der Regierung und die Erwartung an hocheffiziente Impfstoffe bot Verbrauchern und der allgemeinen Wirtschaft Unterstützung und das dürfte weiter so bleiben.

Rotation weg von Mega Large Caps
2020 sahen wir eine wahrgenommene und auch sehr reale Abspaltung zwischen dem Aktienmarkt und der Wirtschaft.
Zu einem grossen Ausmass lag dies an der einzigartigen Natur der Pandemie. Die geschaffene Lücke spiegelte eine Wirtschaft mit einer Handvoll an Antriebskräften wider, während die Mehrheit der Unternehmen und Branchen sich in einer schwierigen Position befand.
Den grössten Teil des Jahres waren nach Marktkapitalisierung die fünf grössten Top-Aktien im S&P 500 des US-Marktes Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Alphabet/Google. Diese fünf Aktien übertrafen die Performance der anderen 495 Aktien deutlich. Zu ihrem Höhepunkt Anfang September machten sie rund 25% des S&P 500 aus, ihre saftige Outperformance nährte die Performance des Index.

Aber seit Anfang September haben wir durch die Pandemie eine Reihe von Änderungen gesehen. Wir konnten einen Übergang von Growth-Aktien auf Value-Aktien wahrnehmen, von Large Caps auf Small Caps und von bilderbuchartigen Performancetreibern hin zu abgeschlagenen Nachzüglern. Wir gehen davon aus, dass diese Rotationen vor allem aufgrund von Nachrichten im Zusammenhang mit dem Virus zur wirtschaftlichen Aktivität weiter anhalten werden.
Die Aktienbewertungen bilden 2021 ein grosses Risiko, vor allem, wenn die Einkommen nicht die Erwartungen erfüllen; auch wenn die Multiplen durch historisch niedrige Zinsen unterstützt werden. Die Bewertungen werden die Stimmungsindikatoren sowie die Fundamentalindikatoren zeigen.
Wichtig ist es, nicht zu vergessen, dass mit der Erholung des Aktienmarktes und der Zunahme des Anlegeroptimismus das Risiko steigt, dass enttäuschende Nachrichten eine plötzliche Umkehr erzwingen könnten.

Globales Denken
Zu Beginn des Jahres 2021 lässt das Wirtschaftsmomentum aus dem letzten Quartal von 2020 nach. Somit hat die globale Wirtschaft das Potenzial, sich in diesem Jahr vollständig von dem Rückgang um 4,4% im Jahr 2020 auf ein Wachstum von 5,2% im Jahr 2021 zu erholen, so der IMF.
Wir gehen von einer stark akkommodierenden Geld- und Steuerpolitik aus, die zusammen mit der globalen Einführung der Impfungen in der ersten Hälfte 2021 zu einem starken Anstieg des Wirtschafts- und Einkommenswachstums führt.
Daher wird Europa die Führung im globalen Wachstum von den USA übernehmen, was auch internationale Aktien und einen allgemeineren Marktfortschritt im Vergleich zu 2020 unterstützen wird.
Neben ihren potenziellen Wachstumsvorteilen gibt es verschiedene Gründe, warum internationale Aktien für 2021 auf unserem Radar sein sollten. Eine erwartete Abschwächung des US-Dollars, attraktive relative Bewertungen und die globale Einführung der COVID-19-Impfungen, um nur ein paar davon zu nennen.

Auch wenn die chinesische Wirtschaft mehrere Jahre lang damit verbracht hat, eine schwierige Verlangsamung zu managen, so hat seine frühe Erholung von der Covid-19-Pandemie bedeutet, dass das BIP die Werte von vor der Pandemie überschritten hat. Das dürfte wohl auch 2021 der Fall sein, auch wenn das Kreditwachstum und die unterstützende Politik etwas gedrosselt werden.

Auch wenn Europa die COVID-19-Krise zunächst besser als die meisten anderen Kontinente managen konnte, so hat es sich in der 2. und 3. Welle des Virus schwergetan. Die Aussichten für die europäische Wirtschaft und die Erholung der Asset-Märkte sind jedoch nach den Lockdowns im Winter gut.
Europa ist viel besser auf einen Rückzug der Aktivitäten vorbereitet, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass Lockdowns zu etwas viel Schlimmerem führen könnten. Die politischen Massnahmen während der schlimmsten Phase der Pandemie haben den europäischen Staatsanleihenmarkt stabilisiert und Tail Risks für andere europäische Asssts gesenkt.

Niedrige Zinsen bleiben erhalten
Die Zentralbanker weltweit werden zu denen zählen, die am frohsten darüber sind, dass 2020 vorbei ist. Sie waren führend in der Reaktion auf COVID-19 und drückten die Zinsen in den Keller und führten eine Reihe an Programmen und Sonderfazilitäten ein, um die Wirtschaft besser unterstützen zu können.
Wir sehen für die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen die Möglichkeit, 2021 in einem Bereich von 1% bis sogar 1,4% zu handeln, was die Aussichten auf ein reales Wirtschaftswachstum und eine schnellere Erholung widerspiegelt. Das wird die Suche nach Renditen mit voller Geschwindigkeit beflügeln und erhöht auch die Risikobereitschaft (siehe Kryptowährungen).

Die kurzfristigen Zinsen dürften das gesamte Jahr um fast Null bleiben, da die Bundes- und Zentralbanker die Zinsen halten, bis die Inflation steigt. Folglich dürften die globalen Renditekurven steiler werden, da der Spread zwischen den kurz- und langfristigen Renditen grösser wird.

Thematisches Denken im Jahr 2021
In einer dynamischen Welt kann ein thematischer Ansatz dazu beitragen, Wachstumschancen aufzuzeigen. Die Coronaviruskrise hat einige wichtige Themen beschleunigt, vor allem die digitale Transformation der Wirtschaft, und gleichzeitig gezeigt, wie diese Themen über die Regionen und Sektoren hinausgehen.
Dieses neue Jahr wird wahrscheinlich eine ungewöhnliche Mischung aus den Dynamiken des Früh- und Spätzykluses mit sich bringen und anhaltende Fragen zur Pandemie und Politik. Neben der Volatilität und Unsicherheit gibt es aber auch eine Menge guter Nachrichten und positiver Prognosen, da die sich erholende Wirtschaft neuen Wachstumstreibern den Weg frei macht.