Research Market strategy
By Swissquote Analysts
Themes Trading

Das WTI könnte sich aufgrund des Nachfrageschocks im Zusammenhang mit dem Coronavirus um 48 USD pro Barrel stabilisieren.

By Ipek Ozkardeskaya
Published on

Das Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) verlor seit seinem Höchstwert im Januar 25%, da sich Sorgen breit machen, dass der Ausbruch des Coronavirus die chinesische Nachfrage stark belasten wird. Man sagt, dass die Verlangsamung bei der chinesischen Aktivität die globale Nachfrage um fast 20% senken könnte, da China für ca. 15% des globalen Wachstums verantwortlich ist.

Um die Auswirkungen dieses plötzlichen und hohen Rückgangs der Nachfrage zu senken, trafen sich die OPEC-Länder und ihre Verbündeten (OPEC+) in der letzten Woche in Wien, um darüber zu sprechen, ob sie die Produktion senken sollten, um sich an den Rückgang der chinesischen Nachfrage anzupassen. Während die Anleger auf eine Senkung des OPEC+-Angebots um 0,5 bis 1 Mio. Barrel pro Tag hofften, legte Russland unerwartet ein Veto gegen diesen Vorschlag ein.

Nachdem das WTI die Unterstützung der OPEC+ verloren hatte, handelte es zunächst unter 50 USD und erholte sich dann.

Das Russland abwarte und die wirklichen Auswirkungen des Coronavirus auf die Nachfrage sehen wollte, bevor man handelt, ergab sich nicht als falsch.

In der Tat hat der Marktanteil der OPEC in den letzten Jahren ein historisches Tief von 35% erreicht, was bedeutet, dass das Konsortium einen Teil seiner Kontrolle über das globale Angebot verloren hat.

Je niedriger der Marktanteil, desto niedriger die Auswirkungen des geringeren Volumens auf den Preis. Eine weitere Senkung der Produktion sollte somit also verständlicherweise gut durchdacht sein. Sollte der Preisanstieg, der sich aus der niedrigeren Produktion ergibt, das aufgrund des niedrigeren Volumens verlorene Einkommen nicht kompensieren, würde die Kürzung der OPEC+ nur den Nicht-OPEC-Ländern zu Gute kommen.

Zudem wären die Auswirkungen auf die Preise noch weniger, wenn der Markt denkt, dass die neuen Produktionskürzungen vorübergehend sind. Wir haben zu Beginn des Jahres beim Angebotsschock in Libyen gesehen, dass die Marktreaktion sehr gering ausfiel, da die Anleger wussten, dass die Produktion bald wieder im Gange sein würde und die Auswirkungen auf die Gesamtsituation gering sein würden, vor allem, aufgrund der Tatsache, dass der Markt viel Öl erhält.

Aber auch wenn die OPEC+ die Erwartungen der Anleger bei ihrer Sitzung letzte Woche nicht erfüllt hat, so geht man davon aus, dass das daran liegt, dass die OPEC+ ihre Produktion bei ihrer für März geplanten Sitzung soundso senken wird.

Die US Energy Information Administration (EIA) geht davon aus, dass die OPEC+ die Produktion von März bis Mai um 0,5 Mio. Barrel pro Tag senken wird. Die tägliche Ölproduktion würde sich dann im Durchschnitt auf 28,9 Mio. Barrel pro Tag belaufen. Das sind 0,3 Mio. Barrel weniger pro Tag im Vergleich zu den alten Prognosen.

Wie wichtig ist diese Zahl?

Die International Energy Agency (IEA) meldete, dass der Coronavirus-Ausbruch zu einem Rückgang der Nachfrage in diesem Quartal von 435.000 Bpd führen könnte, gegenüber der Erwartung, dass sie um 800.000 Barrel steigen würde. Als Folge könnte ein Rückgang der OPEC+-Produktion um 0,5 Mio. pro Barrel gering sein und wahrscheinlich nicht ausreichen, um den Preisrückgang des WTIs zu stoppen, vor allem unter der Voraussetzung, dass die weltweite Produktion mehr als 80 Mio. Barrel pro Tag beträgt. Daher glauben wir, dass die Ölpreise in den nächsten Monaten und Wochen fallen dürften.

Aus technischer Sicht wird das WTI weiter in der mittelfristigen bärischen Konsolidierungszone unter 55 USD pro Barrel, dem gleitenden 200-Tagesdurchschnitt und dem 38,2% Fibonacci Retracement auf den coronavirusbedingten Abverkauf von Januar bis Februar bleiben. Unter diesem Wert bleiben wir Verkäufer bei Preiserholungen und hoffen auf einen tieferen Rückgang in den Bereich von 48 bis 45 USD. Wir gehen nicht von einem Rückgang unter 45 USD pro Barrel aus, es sei denn, die Coronavirus-Krise verschlimmert sich.

Laut der Deutschen Bank muss der Preis pro Barrel mindestens mehrere Monate unter 48 USD bleiben, um die Bohraktivitäten weltweit deutlich zu kürzen. Das ist die einzige Möglichkeit, das globale Angebot zu senken, da die Ölnachfrage nicht ausreichend auf Preisänderungen reagiert.