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Wichtige Antriebskräfte hinter dem Goldrausch

By Ipek Ozkardeskaya
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Gold ist diese Woche auf ein neues Achtjahreshoch gestiegen und konnte den Widerstand bei 1800 USD pro Unze überkommen, da die Anleger sich ungeachtet der anhaltenden Risikobereitschaft und der nachhaltigen Rallye der globalen Aktien auf das gelbe Metall stürzten.

Die Nachfrage nach den Edelmetallen bleibt sowohl zu positiven als auch negativen Marktbedingungen solide. Die negative Korrelation zwischen Gold und Risikoanlagen hat nicht länger Bestand. Im Gegenteil, die Risikorallye der Aktien nach dem Rücksetzer vom März hat den Goldpreisen zusätzlichen Auftrieb verliehen. Die Anleger haben ihre Goldbestände mit ihren Risikopositionen erhöht. Und grosse Banken wie Goldman Sachs und Citigroup gehen davon aus, dass Gold seinen Rekord von 1920 USD brechen und auf 2000 USD pro Unze ansteigen wird.

Ist das möglich?

Es gibt zwei solide Antriebskräfte hinter der bullischen Goldbewertung: steigende Inflationserwartungen und niedrige Renditen für Staatsanleihen.

Gold hat sich langfristig als effiziente Absicherung gegen die Inflation ergeben, was vor allem an historischen Gründen liegt. In der Vergangenheit hielten Banken physisches Gold, um ihr Geldangebot zu stützen. Deshalb müssten wir neben der expansiven Geldpolitik, die dazu tendiert, den Inflationsdruck zu fördern, einen parallelen Anstieg der Goldreserven und einen Kursanstieg der Edelmetalle sehen. Somit würde Gold einen guten Schutz gegen die Inflation bieten.

Heute besteht keine feste Beziehung mehr zwischen dem Geldangebot und Gold – wäre das so, so würde es nicht genügend Gold auf der Erde geben, um die massive geldpolitische Expansion zu unterstützen, die seit mehr als einem Jahrzehnt im Gange ist.

In der Tat haben die grossen Zentralbanken, angeführt von der US Federal Reserve (Fed), der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of England (BoE) und der Bank of Japan (BoJ) ihre Bilanzen deutlich ausgeweitet, um die Liquidität an den Finanzmärkten zu fördern, in der Hoffnung, dass die zusätzlichen Gelder die Geschäftstätigkeit verbessern, das Wachstum antreiben und die Verbraucherpreisinflation in Richtung der Ziele der Zentralbanken ankurbeln werden. An den Industriemärkten liegt das Inflationsziel um 2 %, was für die Unterstützung der zugrunde liegenden Wirtschaftsaktivität ein solider Wert sein sollte.

Die Bilanz der Fed ist zum Beispiel seit 2008 von 1 Bio. Dollar auf 7 Bio. Dollar gestiegen. Diese Zahl repräsentiert 33 % des US-amerikanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die Bilanz der BoE macht 31 % des britischen BIPs aus, die der EZB 53 % des BIPs der Eurozone und die der BoJ 119 % des japanischen BIPs.

In einigen Wirtschaften wie den USA, dem Vereinigten Königreich und Australien, hat die expansive Geldpolitik die Inflation angetrieben, auch wenn die Inflationswerte trotz massiver Barmittelinjektionen noch nie den Wert von 2 % überschritten haben. An anderen Orten wie in Japan und der Eurozone legte die Inflation noch nie wirklich zu, was diesen Zentralbanken bessere Argumente für weitere geldpolitische Lockerungsmassnahmen geliefert hat.

Heute bringt die ultra lockere Geldpolitik trotz den weiter niedrigen Inflationserwartungen die Renditen der Staatsanleihen weiter auf so niedrige Werte, dass selbst der geringste Inflationsdruck die realen Zinsen ins Negative senken könnte, wenn diese noch nicht dort sind. Somit ist die Idee der Anlage in Renditen der sicheren Häfen Staatsanleihe für die Anleger langsam abstossend. Aus demselben Anlass sind die Opportunitätskosten für das Halten von Gold niedriger geworden, da Gold keine zinstragende Anlage ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen: die niedrigen Opportunitätskosten für das Halten von Gold und das Risiko, dass die geringste Inflation die realen Renditen der Staatsanleihen in negatives Terrain bringen würde, würde für ein starkes Gold eine solide Grundlage schaffen.

Darüber hinaus ist die Aktienkursinflation als Folge der massiven Zentralbankinterventionen weltweit unleugbare Tatsache. Es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die globale Aktienblase plötzlich platzt. Somit steht ein Anstieg der Aktienmärkte nicht immer im Zusammenhang mit einer soliden Risikobereitschaft. Letzteres erklärt, warum die negative Korrelation zwischen Gold und den Aktienpreisen nicht mehr anhält.

Wenn wir zu unserer früheren Frage zurückkommen, ob es möglich für Gold ist, auf einen weiteren Anstieg auf 2000 USD pro Unze abzuzielen, so ist die Antwort ja: es gibt solide Argumente, dass die Goldpreise weiter anziehen werden. Und aufgrund der zugrundeliegenden Marktbedingungen – massive geldpolitische Expansion, Zinsen um Null und bis in den negativen Bereich, erhöhte Risiken für das globale Wachstum, wäre ein Anstieg des Golds auf ein neues historisches Hoch nichts Aussergewöhnliches.

In der Tat könnte Gold definitiv auf ein Allzeithoch zusteuern, sollten die Aktienpreise auf ihren historisch hohen Werten bewertet sein, obwohl die Wirtschaftsbedingungen schlecht sind.

Die CFTC-Daten lassen jedoch vermuten, dass die spekulativen Netto-Long-Positionen im Gold weiter auf hohen Werten bleiben, was bedeutet, dass ein hohes Risiko besteht, dass wir eine Abwärtskorrektur sehen könnten, sollten die Anleger der Meinung sein, dass es an der Zeit ist, die Gewinne zu realisieren und sich zu verabschieden. Diesbezüglich ist, wie wir 2011 bereits gesehen haben, eine starke Abwärtskorrektur des Goldes unvermeidbar und die Preise könnten schnell zurück in Richtung 1500 USD gehen. Aber das Timing ist unsicher. Die Rallye des Edelmetalls könnte gut erstmal in Richtung 2000 USD weitergehen, bevor wir eine deutliche Korrektur sehen.